Wie lebt der Feldhamster?

Ein Grund dafür, dass man dem Feldhamster so selten begegnet, ist, dass er die meiste Zeit „unter Tage“ verbringt. Der kräftige, gedrungene Körperbau und die starken Krallen eignen sich perfekt zum Graben. Seinen Bau, den er am liebsten in tiefgründigen Böden bewirtschafteter Felder buddelt, verlässt er erst bei Dämmerung. Passend dazu leitet sich „Feldhamster“ vom althochdeutschen Begriff „hamastro“, also Kornwurm, ab.

Der Bau besteht meist aus Vorrats-, Nest- und Kotkammer, welche durch Gänge verbunden werden. Die Nestkammer polstert der Feldhamster mit Pflanzen, etwa mit Gräsern, und Haaren aus. Daneben buddelt der Baumeister mehrere steile Fallröhren. In diese Noteingänge kann sich der Hamster ganz einfach fallen lassen, um Fuchs oder Milan abzuhängen. Durch die gezielte oder versehentliche Verbindung von Bauen können riesige unterirdische Gangsysteme entstehen. Die maximale gemessene unterirdische Ganglänge betrug 26,2 Meter! Durch sein Graben und den Eintrag von Streu sorgt der emsige  Nager für eine Durchmischung der Erdschichten (auch Bioturbation genannt). Auch die Bodendurchlüftung und -mineralisierung werden durch seine Aktivität erhöht. Gleichzeitig finden andere Kleintiere und Insekten in (verlassenen) Hamsterbauen Raum zum Leben. Der Feldhamster ist also ein wahrer Lebensraumarchitekt!

Was macht der Feldhamster im Winter?

Um den Nahrungsmangel und die Kälte im Winter zu umgehen, hält der Feldhamster zwischen Oktober und April Winterschlaf. Daher legt er neben dem Sommerbau speziell an die kalte Jahreszeit angepasste Winterbaue an. Diese dienen nur der Überwinterung und sind tiefer angelegt als die Sommerbaue (>1,20 m Tiefe). Nachdem die Vorratskammern durch fleißiges „Hamstern“ gut gefüllt wurden, dichtet der Hamster die Eingänge ab Oktober mit Erde ab, um eine bessere Isolierung zu schaffen und sich vor Eindringlingen zu schützen. Während des Winterschlafs werden die Stoffwechselvorgänge auf ein extremes Minimum reduziert: Die Körpertemperatur sinkt auf zwei bis drei Grad, die Atemfrequenz auf durchschnittlich einen Atemzug pro Minute, der Herzschlag auf durchschnittlich fünf Schläge pro Minute, und die Hirntätigkeit setzt fast aus. In der Wissenschaft nennt man diesen Zustand Torpor, nach dem lateinischen Begriff für „Erstarrung“. Solche Torporphasen können mehrere Tage bis maximal zwei Wochen dauern, aber nie den ganzen Winter. Ziwschen den Torporphasen wacht der Nager in regelmäßigen Abständen auf, um von seinen Vorräten zu naschen oder die Kotkammer aufzusuchen.

Bei den Feldhamstern gibt es aber Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Die Weibchen sammeln im Spätsommer und Herbst Vorräte, die sie für den Winter im Bau lagern, und suchen diesen gewöhnlich ab Oktober auf. Die Männchen hingegen horten deutlich weniger Vorräte im Bau. Stattdessen fressen sie sich einen größeren Fettvorrat an und beginnen schon einen Monat früher mit dem Rückzug unter die Erde. Verantwortlich für diese Unterschiede ist die Fortpflanzung. Denn Feldhamsterweibchen gebären jedes Jahr bis zu drei Würfe, die sie komplett alleine aufziehen müssen. Die Männchen beteiligen sich nicht daran. Zum Anlegen großer Fettreserven bleibt den Weibchen dann kaum noch Zeit, also tragen sie mehr Vorräte ein. Die Männchen ihrerseits verbrauchen enorme Energiemengen, indem sie sich während der Fortpflanzungszeit mit so vielen Weibchen wie möglich paaren, deren Baue sie aufsuchen. Dabei müssen sie ihren eigenen Bau immer wieder wechseln, und unter diesen Umständen dürfte sich das Vorräte-Anlegen nicht auszahlen.