Damals ein ungeliebter Nachbar – Verfolgung des Feldhamsters

Hohe Feldhamsterdichten konnten in der Vergangenheit die Ernte schmälern. In Zeiten, als das Getreide noch später geerntet wurde, boten besonders lange, warme und trockene Sommer dem Feldhamster günstige Bedingungen und es konnte zu Massenvermehrungen kommen. Die Art erregte daher bereits früh die Gemüter der Menschen. In „Brehms Thierleben“ wurde der Nager Ende des 19. Jahrhunderts als „leiblich recht hübsches, geistig aber umso hässlicheres […] Geschöpf“ beschrieben.

Über Jahrhunderte wurde der farbenfrohe Pelzträger verfolgt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gruben Hamsterjäger die Baue aus, um das Fell wie auch das gesammelte Getreide des Nagers zu erbeuten. Später wurden die Baue zunehmend geflutet, oder die Tiere mit Fallen gefangen. Noch in den frühen 1950er Jahren wurden allein in Sachsen-Anhalt jährlich eine bis zwei Millionen Feldhamster erlegt. Heute ist der Feldhamster in Deutschland vom Aussterben bedroht und durch das Gesetz streng geschützt.

Einblick in vergangene Zeiten

Immer wieder berichten uns Menschen von Ihren Erfahrungen mit Feldhamstern aus vergangenen Jahrzehnten. Hier die Schilderungen eines Zeitzeugen aus Sachsen-Anhalt, der die Bekämpfung und Nutzung des Feldhamsters in der DDR miterlebte:

„Aus meinem eigenen Umfeld als Heranwachsender sind mir noch die Hamsterfänger gut bekannt, die im Frühjahr und nach der Einbringung der Getreideernte mit ihren Fallen über die weiten Ackerflächen liefen, um den Feldhamster aufzuspüren. Zur besseren Auffindbarkeit wurde oft mit Fähnchen oder ähnlichen Hilfsmitteln gearbeitet, um den mit einer Falle versehenen Bau zu markieren. Auf einem weitläufigen Getreideschlag ist damit eine bessere Orientierung gewährleistet. Es erfolgte auch eine räumliche Trennung der Fanggebiete unter den Hamsterfängern […].

Das behutsam abgezogene Fell, jede Beschädigung bedeutete einen Wertverlust, kam auf einen Spannbogen oder ein Fellbrett zum Abtrocknen. So ein Spannbogen bestand aus einem einfachen, biegsamen Drahtgestell, welches der Körperform angepasst war. Auch die Fellbretter waren aus Holz gefertigte, der Körperform entsprechende Brettchen in verschiedenen Größen. Die getrockneten Felle konnten in einer Aufkaufstelle der VEAB (Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb) vor Ort gegen Bares eingetauscht werden. Dabei kamen oft sehr gute Beträge zustande. Neben einem Geldbetrag erhielt der Felllieferant in den 1950er Jahren auch noch Zuckermarken, die zum Kauf von Zucker und zuckerhaltigen Produkten […] berechtigten. Da die Hamsterfelle oft auch mit Parasiten übersät waren, nutzten die Abbalger Altöl, mit dem sie die Unterarme einschmierten.“

Feldhamsterfänger bei der Jagd

Feldhamsterjäger bei der Arbeit (Quelle: Heimatmuseum in Ditfurt / Sachsen Anhalt)

Kürschner bei der Verarbeitung von Feldhamsterfellen

Kürschner bei der Verarbeitung von Feldhamsterfellen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„In unserem kleinen Ort waren allein bis in die 1960er Jahre mehrere Hamsterfänger im Frühjahr und Herbst unterwegs, um den vom Hamster ausgehenden Ernteverlusten vorzubeugen. Die damalige Entnahme aus dem Tierbestand war allerdings nie ein Grund, die Population zu dezimieren oder gar zu vernichten. Die Hamsterfänger hatten immer wieder Grund für ihren Einsatz. Für ihre Felle wurde ein erträglicher Obolus entrichtet, den sie bei Abgabe in einer vor Ort vorhandenen Aufkaufstelle der VEAB (Worterklärung: VEAB bedeutet Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufbetrieb) ausgezahlt bekamen. Die Körper der Tiere hat man in großen Milchkannen gekocht und als wertvolles Hühnerfutter verwendet. Eine Beschreibung, die wohl einem im städtischen Milieu aufgewachsenen modernen Menschen nicht mehr zu vermitteln ist, damals aber keine Besonderheit auf dem Lande darstellte und einen guten Nachschub an frischen Hühnereiern sicherte.“