Jahresbilanz 2021: Die Schutzmaßnahmen im Projekt zeigen Wirkung

Das Jahr 2021 ist zu Ende und wieder haben unsere LokalkoordinatorInnen alles für den Feldhamster gegeben. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Insgesamt konnten mit Unterstützung von knapp 200 engagierten Ehrenamtlichen über 3900 Hektar Fläche in den Bundesländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz systematisch nach Feldhamsterbauen abgesucht werden. Immerhin knapp 6000 Hamsterbaue, etwa 2000 mehr als im Vorjahr, haben die ehrenamtlichen KartiererInnen für 2021 nachgewiesen.

Auf unseren Projektflächen scheinen sich die Feldhamster Populationen langsam zu stabilisieren. Dies war und ist aber nur dank der vielen engagierten LandwirtInnen möglich. Sie setzen die Feldhamster-Schutzmaßnahmen auf ihren Feldern um und schaffen so Deckung, Nahrung, und Lebensraum für den kleinen Nager. Ohne sie wären Maßnahmen wie die Ährenernte, der Ernteverzicht oder der Streifenanbau nur theoretische Konzepte. Gemeinsam sind wir im Projekt Feldhamsterland auf etwa 10 Prozent der Fläche aktiv, auf denen Feldhamster heute vorkommen sollen. Wie es in den verbleibenden 90 Prozent um den Feldhamster steht ist ungewiss. Schätzungen nach geht in jedem Bundesland jedes Jahr eine Feldhamsterpopulation verloren. Ein Aussterben des Feldhamsters bis 2050 wird immer wahrscheinlicher, wie auch die Weltnaturschutzunion (IUCN) in ihrer aktuellen Roten Liste belegt.

Ob der Feldhamster in Deutschland vor dem Aussterben bewahrt werden kann, liegt am Ende in der Verantwortung der Länder. Ohne eine Änderung in der Agrarpolitik und der landwirtschaftlichen Praxis sowie einer Erhöhung der Mittel für den Natur- und Artenschutz gibt es wenig Hoffnung, denn: LandwirtInnen müssen für ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt angemessen entschädigt werden.

Im Projekt werden wir 2022 noch einmal so viel wie möglich für den Feldhamster ackern, damit für die Bundesländer die Grundlage geschaffen wird, dem Feldhamster langfristig das Überleben zu sichern.

 

Masterarbeit über die Habitateignung verschiedener Landkreise

Sandra Wilken, Masterstudentin im Studiengang Naturschutz und Landschaftsplanung der FH Bernburg, hat erfolgreich ihre Masterarbeit zum Feldhamster verteidigt. Über ein Jahr lang ist sie zusammen mit anderen freiwilligen Helferinnen und Helfern über den Acker gelaufen und hat nach den typischen Baueingängen des bunten Nagers gesucht. Die gefundenen Baue halfen ihr bei der Evaluierung ihres Experten-Modells zur Einschätzung, wo in den Landkreisen Börde, Harz, Anhalt-Bitterfeld und Salzlandkreis der geeignetste Lebensraum für den Feldhamster ist. Mit ihrer Arbeit wurde eine wichtige Grundlage für den Feldhamsterschutz in Sachsen-Anhalt geschaffen.

Wir sagen Danke für Deinen Einsatz am Schreibtisch und auf dem Acker!

Das Projekt Feldhamsterland im Film „Hamsterland – Requiem für einen Feldherrn“

In der MDR-Produktion zum Feldhamster in Mitteldeutschland wird der Werdegang vom Schädling zum Wirtschaftsfaktor bis zum Sorgenkind des Naturschutzes in beeindruckenden Bildern vorgestellt.

Auch die Arbeit des Feldhamsterland-Teams, insbesondere die Kartierungen mit Freiwilligen und die Maßnahmen, die die Landwirte im Projekt durchgeführt haben, werden gezeigt.

Hier können Sie sich den Film in der Mediathek anschauen.

Und hier ist ein Beitrag zum Film.

Rückblick auf das Treffen der International Hamster Workgroup

Die diesjährige Tagung der International Hamster Workgroup (IHWG) ist bereits die 28. Veranstaltung gewesen. Dieses Mal war die Deutsche Wildtier Stiftung Ausrichterin und Gastgeberin der Internationalen Hamster Workgroup. Eigentlich hätte sie dieses Jahr wieder in Präsenz stattfinden sollen, jedoch ist Corona immer noch aktuell und vorsichtshalber haben wir uns auch dieses Jahr für eine digitale Veranstaltung entschieden. Selbst zu dieser online Veranstaltung konnten wir über 90 WissenschaftlerInnen, (Hamster-)ExpertInnen und Interessierte begrüßen. Wir haben uns am 15. und 16.10.2021 digital zusammengefunden und über aktuelle Projekterfolge und Projektmisserfolge sowie Forschungsergebnisse ausgetauscht. Ein großes Thema dieses Jahr war die Nachzucht von Hamstern in Aufzuchtstationen, um dem genetischen Verlust (durch Inzest) entgegenzuwirken. Inzest führt schnell und für Außenstehende unerwartet zu Zusammenbrüchen von Populationen, die nicht mehr verhindert werden können. Daher ist es wichtig, dass Tiere aus stabilen, genetisch variablen Populationen entnommen werden und zur Zucht beitragen. Diese gezüchteten Tiere können dann entweder ausgewildert werden oder weiter zur Zucht verwendet werden. Es gab mehrere Vorträge, die Themen der genetischen Vielfalt in Populationen, Zucht und Auswilderung betrafen.

Wir freuen uns, dass sich so viele KollegInnen zugeschaltet haben und bedanken uns für die vielen spannenden Einblicke in die Projekte. Wir hätten diese Veranstaltung sehr gerne persönlich durchgeführt, freuen uns aber darüber, dass dieser Austausch überhaupt stattfinden konnte. Hoffentlich sehen wir uns im nächsten Jahr wieder in Präsenz!

Programmtipp für Feldhamsterfreunde

Erklärvideo: Feldhamsterschutz in Reinland-Pfalz

Der Feldhamster ist vom Aussterben bedroht, aber besonders in Reinland-Pfalz stehen die Bestände des Feldhamsters kurz vor dem Kollaps. Aktuell kommt er hier nur noch rund um Mainz vor. Das sind schlechte Nachrichten, denn je weniger Tiere, desto geringer die genetische Vielfalt des Hamsters. Ohne die nötige genetische Vielfalt kann sich keine stabile Population bilden, da dann Inzest als weiteres Problem hinzukommt.

Daher will auch der SWR die Aufmerksamkeit auf den bedrohten Ackerbewohner lenken. in diesem Video finden Sie eine Übersicht, warum der Feldhamster bedroht ist. Malika Gottstein erzählt vom Feldhamsterschutz in Reinland-Pfalz und wie die Stiftung Natur und Umwelt als Teil des Feldhamsterland Projekts den Rückgang der Feldhamster aufhalten möchte.

Feldhamsterforscherin Dr. Carina Siutz über die Schulter geschaut

In Deutschland ist der Feldhamster vom Aussterben bedroht, er lebt üblicherweise auf Äckern, wo Monokulturen und zu frühe Erntezeiten ihm  das Überleben schwer machen. In Wien jedoch hat der Hamster einen ganz neuen Lebensraum erobert: Die Stadt. Tagsüber streift er durch öffentliche Parkanlagen oder über Innenhöfe; und auch in den Grünanlagen eines städtischen Krankenhauses ist er zu finden.

Dr. Carina Siutz, Verhaltensforscherin für Feldhamster an der Universität Wien, beobachtet und untersucht diese Stadt-Hamster von Berufs wegen. Sie möchte wissen, welche Lebensraumbedürfnisse der Feldhamster hat, wie sich unterschiedliche Nahrungsangebote und Ruhephasen auswirken und warum die Wiener Hamsterdamen so viel Nachwuchs gebären. Die Wissenschaftlerin will den Zusammenhang zwischen der Vorratsmenge eines Feldhamsters im Winterlager und der Nachwuchsrate im kommenden Sommer verstehen. Dafür vergleicht sie die Nachwuchsrate von Feldhamsterweibchen, denen Extrafutter zur Verfügung gestellt wird, mit der Nachwuchsrate von nicht gefütterten Weibchen.

Um Dr. Carina Siutz bei Ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie.

Nach der Ernte werden die Schutzmaßnahmen kartiert - eine wichtige Erfolgskontrolle

Naturerlebnistag informiert fast 1.000 Menschen

Naturerlebnistag informiert fast 1.000 Menschen

Am Sonntag, den 15.08., trafen sich in Algermissen, einer Gemeinde in der Hildesheimer Börde, fast 1.000 Menschen zu unserem Naturerlebnistag.

Nina Lipecki, die das Projekt Feldhamsterland in Niedersachsen koordiniert, hatte gemeinsam mit dem sehr engagierten Landwirtspaar Clemens und Marion Gerhardy diesen Erlebnistag organisiert und zu dem Erfolg verholfen, der er war.  Davon hat sich auch die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) überzeugt. Durch Ihre Rede hat sie verdeutlicht, dass Natur- und Artenschutz nur gemeinsam mit der Landwirtschaft zu schaffen ist.

Ziel der Deutschen Wildtier Stiftung und des Naturerlebnistages war und ist es Menschen für die Schönheit und Einzigartigkeit der heimischen Wildtiere zu faszinieren, der Naturentfremdung entgegenzuwirken und Wildtiere und Natur aktiv zu schützen.

Neben der Landwirtschaftsministerin war aber noch mehr Besuch zur Stelle. Eine Workcamp-Gruppe des internationalen Jugendgemeinschaftsdienste ijgd unterstützt Nina Lipecki bei der Feldhamster Kartierung in Niedersachsen. Die Jugendlichen kommen aus Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland, den Niederlande und der Tschechischen Republik. Zwei Wochen lang verbringen sie ihre Ferien in Hildesheim damit Hamsterbaue zu suchen und sie waren auch beim Erlebnistag im Einsatz.

Neues Erklärvideo zu strukturreichen Blühflächen veröffentlicht

Viele der ehemaligen „Allerweltarten“ sind heute selten. Besonders in der Agrarlandschaft ist dieser Artenschwund in Deutschland zu beobachten. Doch es gibt effektive Maßnahmen, die diesen Trend stoppen können, vorausgesetzt sie werden in ausreichender Dichte auf den Acker gebracht. Mehrjährige, strukturreiche Blühflächen etwa können vielen Arten einen Lebensraum bieten. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat gemeinsam mit der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen ein Erklärvideo über das Prinzip von strukturreichen Blühflächen zum Rebhuhn-Schutz veröffentlicht. In Niedersachsen wird die Maßnahme bereits als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme gefördert (AUKM). Auch im Rahmen unserer Feldhamsterschutzarbeit legen wir in Kooperation mit LandwirtInnen mehrjährige Blühflächen an, die dem Nager Deckung und Nahrung bieten.

Nach der Ernte werden die Schutzmaßnahmen kartiert - eine wichtige Erfolgskontrolle

Feldhamsterland zu Gast auf der „KlimArt“

Feldhamsterland auf der „KlimArt“

Klima, Musik und Feldhamster…wie passt das zusammen? Die einfache Erklärung. Die Benefizveranstaltung »KlimArt«, die am Samstag, den 10. Juli 2021 von 12-18 Uhr in Braunschweig stattfindet. Die Klimameile hinter der Magnikirche wird von 12 bis 18 Uhr für die BesucherInnen geöffnet. Regionale Naturschutzorganisationen stellen ihre Projekte vor und bieten Mitmach-Aktionen an. Der Eintritt ist frei. Die BesucherInnen haben die Möglichkeit, die regionalen Organisationen und ihre Projekte zu unterstützen. Initiatoren der Veranstaltung sind MusikerInnen des Staatsorchesters in Kooperation mit der ev. Kirchengemeinde St. Magni. Mit Klimakonzerten und einer Klimameile möchten sie gemeinsam mit Naturschutzorganisationen aus der Region auf regionale und überregionale Probleme des Klimawandels aufmerksam machen.

Auch Team Feldhamsterland wird mit einem Stand dabei sein. Dort erwarten Euch nicht nur spannende Infos rund um den Feldhamster und das Projekt Feldhamsterland, sonder auch viele weitere Angebote, vom „Feldhamster-Glücksrad“ bis hin zu Bastelaktionen für Kinder. Kommt einfach vorbei!

Feldhamster-Sommerexkursionen

Daneben bieten wir auch in den anderen Projektregionen viele Veranstaltungen (siehe hier), von Vorträgen über Workshops bis hin zu Exkursionen, an. In Hessen etwa starten auch in diesem Jahr wieder Sommerexkursionen ins Feldhamsterland (zur Anmeldung geht es hier). Gemeinsaem erkunden wir den Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Nagers und machen uns in Stoppeläckern auf die Suche nach seinen Behausungen. Dabei erfahrt Ihr Vieles über die Lebensweise und die Gefahren, die der Feldhamster zu bewältigen hat und über Möglichkeiten, ihn zu schützen. Für die zwei- bis dreistündigen „Ackersafaris“ solltet Ihr gut zu Fuß sein, festes Schuhwerk anhaben, auf keinen Fall Sonnenschutz & Kopfbedeckung vergessen und ausreichend Getränke dabeihaben.

Weitere Angebote findet Ihr unter der Rubrik „Veranstaltungen“.

Feldhamsterland auf der KlimArt

Agrarpolitik: Rüge vom Rechnungshof

 

Der europäische Rechnungshof hat die Agrarpolitik der EU scharf kritisiert, die seit 2010 ergriffenen Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasen in der Agrarwirtschaft seien vollständig gescheitert.

Klimawandel und Biodiversitätskrise sind menschengemacht, beide haben das Potential unsere Lebensgrundlagen zu zerstören.  Mehr Vielfalt auf dem Acker bedeutet auch, weniger Risiko für Katastrophen. Was Feldhamster & Co. hilft, ist auch nachhaltiger und sicherer für uns! Wir hoffen, dass die Agrarpolitik der EU schnell besser wird: Besser für mittelständische Landwirte, besser für Biodiversität und besser für’s Klima. Unsere Landwirtschaft ist heute sensationell produktiv – davon profitieren wir alle! Die „Nebenwirkungen“ für Biodiversität und Klima müssen wir nun aber schnell verringern, sonst wird’s spannend.

 

(Hier gibt es Informationen zu Treibhausgasen aus der Landwirtschaft aus dem Weltagrarbericht und hier stellt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina sehr eindrucksvoll dar, was gerade mit der Artenvielfalt auf dem Acker geschieht.)